#BahnfuerEuropa


Unterwegs zwischen Dresden und Prag
Unterwegs zwischen Dresden und Prag
Auf der Schiene sollen Dresden und Prag auf eine Stunde zusammenrücken. Um dieses Ziel zu erreichen, planen die DB Netz und die tschechischen Eisenbahn-Infrastrukturverwaltung SŽDC eine neue Strecke mit einem Tunnel unter dem Erzgebirge. Wer profitiert davon? Wir haben gemeinsam mit der „Sächsischen Zeitung“ zwei Menschen begleitet, die sowohl in Dresden als auch in Prag zu Hause sind.
David Michel
Kurz nach elf steigen wir vor der Dresdner Staatskanzlei am Elbufer zu David Michel in den Volvo. Der 45jährige Jurist leitet das Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Prag. Mit dem Auto machen wir uns auf den Weg – 147 Kilometer über die Autobahn 17 bzw. D 8 liegen zwischen der Staatskanzlei an der Elbe und dem Verbindungsbüro an der Moldau, direkt im Schatten der Karlsbrücke. Seit Ende 2016 ist diese Autobahn durchgehend befahrbar, an diesem Vormittag sind wir rund eindreiviertel Stunden unterwegs.
Michel gehört zu der wachsenden Zahl von Menschen, die zwischen den beiden Metropolen unterwegs sind. In Görlitz aufgewachsen, in Dresden und Speyer studiert, an der Karlsuniversität Prag promoviert, spricht Michel nicht nur seine Muttersprache, sondern auch fließend Englisch und Tschechisch und versteht die polnische und russische Sprache. Seine Frau, eine Thüringerin, hat er in Prag kennengelernt, die Familie wohnt in Prag und Dresden, die beiden Kinder gehen hier wie dort in den Kindergarten und wachsen mehrsprachig auf.
David Michel: „Wenn der Zug in einer Stunde von Dresden nach Prag fährt, wird es noch einfacher sein, zusammen zu arbeiten, gemeinsam Kultur zu erleben, Gastfreundschaft zu genießen.“
Auf die Bedeutung der geplanten Schnellverbindung zwischen Dresden und Prag angesprochen, verweist Michel auf die zusammenwachsende Region: Deutschland ist nicht nur der wichtigste und strategische Handelspartner Tschechiens – tschechische und deutsche Unternehmer investieren im jeweils anderen Land, Kommunen, Schulen, Hochschulen bauen die Kontakte aus, auch Kunst und Kultur finden über die Grenze zueinander. Es gibt rund 100 aktive Schulpartnerschaften und ca. ebenso viele Partnerschaften zwischen sächsischen und tschechischen Kommunen.
Vladislava Kostkanová
Die Ingenieurgeologin Vladislava Kostkanová kommt mit der Metro aus dem Prager Nordosten zu unserem Treffpunkt bei der tschechischen Eisenbahn-Infrastrukturverwaltung SŽDC nahe dem Prager Hauptbahnhof. Am Vormittag war sie bei ihren ehemaligen Kollegen am Institut für theoretische und angewandte Mechanik der Akademie der Wissenschaften. Vladislava Kostkanová hat in Prag und Dresden studiert und – wie David Michel – an der Prager Karlsuniversität promoviert.
Mineralien und Steine waren schon immer ihre Leidenschaft, nun setzt sie sich mit der Geologie des Erzgebirges auseinander; sie gehört zum Planungsteam der DB Netz in Leipzig, das die Neubaustrecke Dresden-Prag auf deutscher Seite vorbereitet.
Eng arbeitet die 39jährige dabei auch mit den tschechischen Bahnexperten um Projektleiter Petr Provazník von der SŽDC zusammen: dienstlicher Grund für den Weg nach Prag. Zudem ist sie oft mit der ganzen Familie hier bei den Eltern – oft mit dem Auto, weil es schneller geht. In Mähren geboren, in Prag aufgewachsen, in Dresden zu Hause – für sie wie für ihren Mann und die beiden Kinder sind beide Städte Heimat.
Vladislava Kostkanová: „Mit dem schnellen Zug können wir vielleicht später noch aus dem Nationaltheater in Prag abends nach Hause fahren. Das wäre schön.“
Heute geht es mit dem gut besetzten EC 170 um 16.32 nach Dresden. Kaum startet der Zug, gezogen von der Dame „Fidorka“, einer Siemens-Vectron-Lok der ČD, wird das Notebook ausgepackt. Mit Wlan im Zug können noch rasch Mails geschickt und beantwortet werden. Kurz vor Sieben, nach zweieinviertel Stunden, sind wir wieder in „Elbflorenz“.

Instagram-Gewinnspiel #bahnfuereuropa – das sind die 50 Gewinner
Instagram-Gewinnspiel #bahnfuereuropa – das sind die 50 Gewinner
Wir haben Euer schönstes Foto gesucht, das für Euch Europa symbolisiert – und Ihr habt geliefert. Fast 400 tolle Bilder und Texte wurden in den vergangenen Wochen auf Instagram eingereicht. Sie zeigen ein vielseitiges, freies und buntes Europa. Das Los hat entschieden und unsere 50 Gewinner und Gewinnerinnen von je einem Interrail Global Pass stehen fest. Wir sagen „Herzlichen Glückwunsch und viel Freude beim Erkunden von Europa.
Und das sind die Gewinnerbilder:

Eine spanische Europäerin in München
Eine spanische Europäerin in München
Für offene Grenzen, Vielfalt, Toleranz, gegen Ausgrenzung und Rassismus: Dafür steht die DB. Sie beschäftigt weltweit Menschen aus mehr als 100 Nationen. Aus dem spanischen Valencia ist Maria Corts-Bernia nach München gekommen. Die 31-Jährige arbeitet als Projektingenieurin bei DB Netz.
„Europa ist toll: Auf so kleinem Raum so viele Kulturen, so viele Sprachen. Man kann so viel entdecken“, sagt Maria Corts-Bernia. Die Projektingenieurin bei DB Netz Süd liebt das Reisen „ohne Visum, ohne Reisepass, ohne Grenzkontrollen“ und versteht sich selbst als Europäerin. Die 31-Jährige ist in Valencia aufgewachsen und hat dort studiert – in München hat sie die Liebe und eine Zukunft gefunden. Auch dank der Freizügigkeit, die Europa Arbeitnehmern garantiert: EU-Bürger können in einem anderen EU-Land Arbeit suchen, dort arbeiten – ohne dass eine Arbeitserlaubnis nötig wäre – und leben.

Maria Corts-Bernia arbeitet als Projektingenieurin für die „Sendlinger Spange“ bei DB Netz Süd.
Als Spanien 2008 in die Finanz- und Wirtschaftskrise rutschte, studierte Corts-Bernia Bauingenieurswesen an der Universidad Politécnica de Valencia. „2010 wurde es ganz schlimm, besonders auf dem Arbeitsmarkt“, erinnert sich Corts-Bernia. Mehr als 4,5 Millionen Menschen waren zu Jahresbeginn 2010 ohne Beschäftigung. Die Jugendarbeitslosigkeit unter den 16- bis 24-Jährigen stieg auf 41 Prozent. Die damals 22-Jährige kam ins Grübeln: „Ich studiere doch nicht, um dann als Verkäuferin oder Kellnerin zu jobben. Ich brauche eine Perspektive.“
Mit Erasmus an die TU München
Eine Chance bot das Erasmus-Programm, mit dem die Europäischen Union Auslandsaufenthalte an Universitäten fördert. Die spanische Studentin zog es nach München, schließlich hatte hier schon ihre Schwester Deutsch studiert. Im September 2012 kam die junge Frau in die bayerische Landeshauptstadt, erlebte ihr erstes Oktoberfest, wohnte bei einer deutschen Familie und startete an der Technischen Universität (TU) München. Sie besuchte die englischsprachigen Vorlesungen des Masterstudiengangs „Verkehrswegebau“. Die Liebe ließ in München nicht lange auf sich warten.
Das Erasmus-Jahr war ein für die Studentin in jeder Hinsicht ein Erfolg, aber erst einmal kehrte sie nach Valencia zurück. Dort beendete sie das Masterstudium und begann, sich bei Münchner Firmen zu bewerben. Sie rechnete sich gute Chancen aus, denn Fachkräfte sind in der bayerischen Landeshauptstadt Mangelware. „Die DB hat mich angerufen und ein telefonisches Bewerbungsgespräch vorgeschlagen. Ich war sehr nervös, aber es hat geklappt.“ Die DB bot ihr ein sechsmonatiges Praktikum ab Juni 2015 bei DB Netz an: Projektdokumentation für Bauvorhaben. Sie sollte Dokumente zu den Planungs-, Bau- und kaufmännischen Akten der jeweiligen Projekte zuordnen. „Am ersten Tag hat man mir die Aufgabe erklärt. Als ich die Ordner aufschlug, habe ich nur gedacht: Oh mein Gott! Ich habe kaum etwas verstanden.“ Aber Corts-Bernia ließ sich nicht beirren: Sie arbeitete sich durch die Dokumente und legte ein eigenes Wörterbuch mit Fachbegriffen an. Abends besuchte sie einen Deutschkurs. Sie ist dankbar, dass die DB ihr die Zeit gegeben hat, sich ohne Druck einzuarbeiten.
Projektassistentin für Großprojekte
Nach dem Praktikum ging es nahtlos weiter – als Projektassistentin im neuen Bereich Großprojekte von DB Netz. Corts-Bernia arbeitete am Projekt „Erdinger Ringschluss“ und bei der Einführung eines neuen Dokumenten-Management-Systems mit. Seit 2017 ist sie Projektingenieurin beim Bauvorhaben „Sendlinger Spange“. „Das ist ein wichtiges Projekt für München: Bei Störungen auf der Stammstrecke können künftig mehr Züge aus Richtung Pasing zum Heimeranplatz umgeleitet werden. Dort können die Fahrgäste die U-Bahnen in Richtung Innenstadt nehmen. Die S-Bahnen fahren dann über eine neue Verbindung am Rangierbahnhof Laim wieder auf die Stammstrecke“, erklärt die Ingenieurin.

Bei der DB hat die Spanierin eine berufliche Zukunft gefunden, in München eine zweite Heimat.
Nicht nur beruflich, auch privat ist München der 31-Jährige zur Heimat geworden. Ihr Freund, den sie im Erasmus-Jahr kennengelernt hatte, arbeitet nach diversen Auslandsaufenthalten seit einem Jahr in der bayerischen Landeshauptstadt, vor ein paar Monaten ist das Paar zusammengezogen. „Ich liebe den Frühling und den Sommer in München – die Natur, die Isar, den Englischen Garten. Ich fahre gern Rad.“ Sie schätzt es, die Alpen direkt vor der Haustür zu haben. Als Kind hat Maria in den Pyrenäen Skifahren gelernt, das ging wegen der weiten Entfernung nur einmal im Jahr. „Jetzt bin ich in einer Dreiviertelstunde in den Bergen. Das ist toll.“
In zwei Stunden in Valencia
Bei aller Liebe zu und in München – Corts-Bernia ist froh, dass es hier auch eine spanische Gemeinschaft gibt. „Ich habe viele Freundinnen, mit denen ich in meiner Muttersprache rede. Das ist ein Stück Heimat.“ Denn natürlich vermisst sie Spanien: „Ich bin praktisch am Strand aufgewachsen. Ich sehne mich nach dem Meer.“ Doch dank Europa ist auch das kein unlösbares Problem. Alle paar Monate fliegt Corts-Bernia für ein paar Tage zu Familie und Freunden. „In nur zwei Stunden bin ich in Valencia – ohne Visum und Reisepass.“
Feste Fehmarnbeltquerung: ein gemeinsames Projekt
Feste Fehmarnbeltquerung: ein gemeinsames Projekt
Ulrike Schenka-van Capelleveen arbeitet als Projektmanagerin der DB an der Verwirklichung der festen Fehmarnbeltquerung. Es ist ein gigantisches Projekt, das Europa enger zusammenrücken lassen wird. Ihr Mann wirkt ebenfalls daran mit. Für die dänische Femern A/S. Ein Besuch bei einem Paar, das an einer großen Sache arbeitet.
Ulrike Schenka-van Capelleveen und ihr Mann Obinna van Capelleveen gemeinsam in ihrer Wohnung in Berlin.
Das Wohnzimmer ist heute auch Büro. Ulrike Schenka-van Capelleveen arbeitet heute von Zuhause aus an einem Bauwerk, das mehrere hundert Kilometer von ihr entfernt entsteht. An dem Holztisch ihrer Berliner Wohnung sitzt sie mit ihrem Mann Obinna van Capelleveen. Auch sein Projekt ist die feste Fehmarnbeltquerung. Normalerweise arbeite sie in Hamburg. Er ist mehrere Tage die Woche in Kopenhagen. Wenn die beiden über ihre Arbeit sprechen, wird es schnell kompliziert. Warum? Weil es um eines der größten länderübergreifenden Bauvorhaben in Nordeuropa geht. Schenka-van Capelleveen ist Projektmanagerin bei der DB, ihr Mann arbeitet für die dänische Femern A/S, die die Querung auf dänischer Seite „wuppt“, wie er es nennt. Ob sie auch noch darüber sprechen, wenn sie die Arbeit mal ruhen lassen? „Nicht mehr so oft“, sagt die 33-Jährige. Trotzdem sei das Projekt, das Norddeutschland mit seinen nördlichen Nachbarn verbindet, natürlich immer präsent.
Auf der Schiene wächst der Kontinent zusammen
Die Planungen für die Tunnel unter der Ostsee dauern schon lange an. Und Schenka-van Capelleveen und ihr Mann haben bereits vor der DB und Femern A/S für eine andere Firma an dem Giga-Projekt gearbeitet. Da haben sie sich kennen gelernt. Sie wechselte dann zur DB, er ging zur Femern A/S. Der Bau blieb derselbe, die Liebe blieb ihnen auch. Vielleicht schwingt auch deshalb immer noch Begeisterung mit, wenn sie darüber sprechen. Die Fehmarnbeltquerung und ihre Schienenanbindung seien „wichtig, für die Region und für Europa.“ Auf der Schiene „wächst der Kontinent weiter zusammen“. Profitieren würden am Ende alle, die beiden Länder, aber auch Schweden, das noch weiter im Norden liegt – und natürlich die Menschen, die in der Region leben, arbeiten und bald durch einen deutlich schnelleren und grenzübergreifenden Verkehr näher zusammenrücken.

Unter die Erde, unter das Wasser: So soll die Fahrt in den Tunnel für Zug und Auto bald aussehen.
Viel Erfahrung, Wasser zu über- oder unterqueren
Worum geht es hier? Die feste Fehmarnbeltquerung, die die beiden zusammengebracht hat, ist die Verbindung zwischen der deutschen Insel Fehmarn und der dänischen Insel Lolland. Sie liegt damit auf der Strecke von Hamburg nach Kopenhagen. Es ist die kürzeste Verbindung von Westeuropa nach Südskandinavien. Zwischen dem deutschen Festland und der Insel Fehmarn gibt es seit 1963 die Fehmarnsundbrücke. Das Problem: Um dann weiter in das Nachbarland zu kommen, müssen die Züge bisher auf Fähren verladen werden. Die überqueren im 30-Minutentakt die Meerenge und haben eine Fahrtzeit von 45 Minuten.
Das soll sich mit der neuen Beltquerung ändern: Ein 18 Kilometer langer Tunnel unter dem Meer soll die Fahrtzeit an diesem Punkt mit dem Zug auf 7 Minuten reduzieren. Die gesamte Fahrtzeit von Hamburg nach Kopenhagen soll durch das Projekt von 4:50 auf bis zu 2:30 Stunden reduziert werden. Die Fehmarnbeltquerung ist zudem eingebettet in andere Projekte – die Verbindung über den Öresund zwischen Dänemark und Schweden und die über den Großen Belt zwischen den dänischen Inseln Fünen und Seeland. Es gibt viel Wasser in Dänemark und demnach viel Erfahrung damit, es zu über- oder unterqueren. „Wir haben viele Kollegen, die bereits am Öresund-Projekt oder an der Großen Beltquerung mitgearbeitet haben“, sagt van Capelleveen. Die bringen „Querungsspirit“ und viel Erfahrung mit.
Viele Partner, unterschiedliche Kulturen
Dass Schenka-van Capelleveen und ihr Mann beide an dem Projekt arbeiten, sei spannend, sagen sie – sie bringen viele verschiedene Erfahrungen mit nach Hause. Während sie erzählen, schauen sie sich immer wieder an. Ganz so, als wollten sie abstimmen, was sie sagen. Ein bisschen wie auf der Arbeit. Da gibt es viele verschiedene Partner, die unterschiedlich agieren. Auf deutscher Seite etwa DB Netz und die Straßenbehörde in Schleswig-Holstein. Sie kümmern sich um den Bau der Schienen- und Straßenanbindung.

Eingebettet in ein System aus Brücken und eingebettet in die Natur: Entlang der Trasse wird die Flora und Fauna untersucht.
Den Tunnel baut die Femern A/S – „ja, und dann gibt es auf dänischer Seite eben auch noch den Ausbau der Schienen- und Straßenanbindung“, sagt der 32-Jährige. Mit den verschiedenen Projekt-Partnern treffen unterschiedliche Herangehensweisen aufeinander. Mit den beiden beteiligten Ländern sind es gar zwei völlig verschiedene Kulturen, Großprojekte umzusetzen. „Gelegentlich muss ich in Dänemark erklären, warum manche Dinge in Deutschland anders laufen“, etwa Prozesse manchmal länger brauchen, sagt van Capelleveen – eine der wichtigsten Aufgaben also: um Verständnis werben. Kommunikation, sagen beide, sei bei einem Bau dieser Größe alles, sowohl unter den Firmen, die beteiligt sind als auch mit den Menschen, die an der Strecke leben – und später von ihr profitieren sollen. Hier ist es Schenka-van Capelleveens Aufgabe, Ängste abzubauen und zu informieren. Das sei mindestens genauso wichtig wie das Fachliche.
Zug das beliebteste Transportmittel
Was aber fasziniert die beiden? „Dass die beiden Länder enger aneinanderrücken“, sagt Schenka-van Capelleveen. „Wir werden uns hier künftig viel selbstverständlicher über die Grenzen bewegen.“ Wer ein Wochenende in Kopenhagen verbringen will, für den ist die neue Strecke ein Gewinn. „Man ist einfach viel schneller und entspannter am Ziel“, sagt Schenka-van Capelleveen. Kein Warten mehr an der Fähre, keine peniblen Planungen mehr. Ein anderer Bau steht Beispiel für die neue Fehmarnbeltquerung. „Die Strecke Kopenhagen – Malmö über den Öresund, also zwischen Dänemark und Schweden, hat alle Erwartungen gesprengt“, sagt Schenka-van Capelleveen. Zuerst dachte man, die meisten nutzen dort das Auto. Doch es ist der Zug, der am besten angenommen wird. Genau deshalb liegen schon jetzt viele Hoffnungen auf der neuen Verbindung für Europa.
Wussten Sie schon...
...dass mit keinem anderen Verkehrsmittel Menschen und Güter umweltfreundlicher ans Ziel kommen als mit der Bahn?
Auf dem ganzen Kontinent werden die Strecken zielstrebig und nach einem ganzheitlichen Konzept ausgebaut. Damit alle Länder an einem Strang ziehen, wurde 2013 das TEN-Programm der Europäischen Union ins Leben gerufen.


Von Meer zu Meer: der TEN-Korridor Rhein–Alpen
Lebensadern Europas: Die TEN-Korridore
Von Meer zu Meer: der TEN-Korridor Rhein–Alpen
Schon vor 2000 Jahren passte ein vollbepacktes Transportkamel in Jerusalem nicht durch ein Nadelöhr. Dasselbe gilt heute für den Güterverkehr in Europa: Bereits eine Engstelle entlang der TEN-Korridore wirkt sich auf das gesamte System aus. Die Bahnstrecke zwischen Nordsee und Mittelmeer durch das Rheintal gehört zu den meistbefahrenen in ganz Europa – und ist bereits heute an ihrer Leistungsgrenze angelangt. Um hier neue Kapazitäten zu schaffen, arbeiten die Länder entlang des TEN-Korridors Rhein–Alpen Hand in Hand.
Herzstück der „Blauen Banane“
Neun TEN-Korridore durchziehen Europa von Nord nach Süd, von West nach Ost. Dabei überschneiden sie sich und es entsteht ein grenzüberschreitendes Netzwerk. Im Zentrum dieses Netzwerks liegt die wichtige Nord-Süd Achse mit dem höchsten Transportvolumen in ganz Europa: Der TEN-Korridor Rhein–Alpen.
Er verläuft durch das Zentrum der „Blauen Banane“ (der Begriff leitet sich übrigens vom Blau der Europafahne ab), einer Kette von Ballungsräumen und Wirtschaftszentren von der Irischen See bis zum Mittelmeer. 70 Millionen Menschen leben entlang dieses Korridors, er verbindet die Nordseehäfen in den Niederlanden und Belgien mit dem Mittelmeerhafen in Genua.

Die „Blaue Banane“ ist besonders nachts gut zu erkennen: Hell leuchten die Wirtschaftszentren in Großbritannien und Belgien, den Niederlanden und Deutschland, der Schweiz und Norditalien.
Europäischer Auftrag: Arbeit am Fundament
Der Rhein als Hauptroute der europäischen Binnenschifffahrt formt das Zentrum des Korridors. In Verbindung mit Bahnstrecken, Flughäfen und Straßenverbindungen entsteht ein multimodales Transportnetzwerk: Alle Verkehrsträger werden hier eng miteinander verbunden und bilden ein leistungsfähiges, effizientes und zukunftssicheres Fundament für den europäischen Binnenhandel.
Für die Länder innerhalb der EU ist dieser Handel längst ein entscheidender Standortfaktor. Als entscheidendes Fundament unserer Volkswirtschaften muss er von einer leistungsfähigen Infrastruktur gestützt und die Strecken für den stetig steigenden Güterverkehr ausgebaut werden – in Kooperation mit allen beteiligten Staaten.
Unter Bergmassiven und über flaches Land
Die Schweiz liegt beinahe vollständig in den Bergen, sie besteht zum großen Teil aus hohen Gipfeln und schmalen Tälern – schwierige Bedingungen für den Zugverkehr. Aber der technische Fortschritt der letzten Jahrzehnte hat neue Wege eröffnet: Mit 57 Kilometern Länge ist der Gotthard-Basistunnel seit 2016 der längste Eisenbahntunnel der Welt. Zusammen mit dem ebenfalls beeindruckenden Lötschberg-Basistunnel mit 34 Kilometern Länge und dem 16 Kilometer langen Ceneri-Basistunnel wird der Güterverkehr auf der Schiene durch die Schweiz einfacher, effizienter und vor allem schneller. Davon profitieren die Menschen auch im Personenverkehr: Ab 2020 erreicht man Mailand von Zürich aus eine Stunde schneller als heute.

Die Betuweroute parallel zur Autobahn A15. Durch die reine Güterverkehrsstrecke wird ein großer Teil des Verkehrs von der Straße auf die effizientere Schiene verlegt.
Auch in den Niederlanden baut man Tunnel, allerdings nicht unter Bergen hindurch: Auf der Betuwe-Linie, kurz vor der deutschen Grenze, schützt ein 1500 Meter langer oberirdischer Tunnel Mensch und Natur vor dem Schienenlärm der hier neungleisigen Bahnstrecke. Die Route verbindet seit 2007 über 143 Kilometer den Hafen Rotterdam mit der Bundesrepublik. Als reine Güterverkehrsroute mit neuester Technik verdeutlicht sie die Vorteile, die sich durch die Entflechtung von Güter- und Personenverkehr ergeben.
Ausbau statt Nadelöhr in Deutschland
Um die Vorteile aller Projekte zu bündeln, darf auf der gesamten Strecke kein Rückstau entstehen, daher bauen wir auch in Deutschland unsere Verbindungen aus.
Auf 73 Kilometern verbindet die dreigleisige Ausbaustrecke Emmerich–Oberhausen die Betuweroute mit dem deutschen Schienennetz – und damit das Ruhrgebiet mit den Nordseehäfen, die Schweiz mit Belgien, Amsterdam mit Mailand.
Schon lange ist das Ruhrgebiet ein wirtschaftlicher Drehpunkt Deutschlands sowie ein zentraler Bestandteil der länderübergreifenden „Blauen Banane“ und benötigt deshalb eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur. Die Ausbaustrecke ermöglicht nach Ihrer Inbetriebnahme einen ungehinderten Verkehrsfluss auf dem Korridor.

Auf der Strecke Karlsruhe–Basel, hier in Haltingen, wird die Infrastruktur bereit für die Zukunft gemacht – und damit für zunehmende Verlagerung von Verkehr auf die Schiene.
Ein weiteres Megaprojekt befindet sich im Südwesten unseres Landes: Die 150 Jahre alte Rheintalbahn wird schon heute täglich von 300 Zügen befahren. Ihren Ausbau treiben wir mit hoher Intensität voran, mit neuen Gleisen, Tunneln und vielen weiteren Einzelmaßnahmen. Auf einer Länge von 182 Kilometern steigern wir die Höchstgeschwindigkeit im Personenverkehr auf 250 Stundenkilometer, umfahren Freiburg und legen neue Gleise parallel zur Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Offenburg. Die Stadt Offenburg wird auf sieben Kilometern untertunnelt, der neun Kilometer lange Katzenbergtunnel in Bad-Bellingen wurde bereits 2012 eröffnet.
Durch den Ausbau wird die Kapazität der Strecke deutlich gesteigert, die Strecke ist anschließend bereit für schnelle Güterverkehre mit bis zu 160 Stundenkilometern und ermöglicht einen ungehinderten Verkehrsfluss. Auch Karlsruhe und Basel rücken noch näher zusammen: Die Fahrtzeit zwischen beiden Städten sinkt um 30 Minuten auf 70 Minuten.
Korridor-Steckbrief

Länge: 2.882 Kilometer
Verlauf: Von den Atlantikhäfen in den Niederlanden und Belgien nach Deutschland, durch das Ruhrgebiet entlang des Rheins an der deutsch-französischen Grenze, in der Schweiz über die Alpen durch Mailand bis an den Mittelmeerhafen Genua.
Beteiligte Länder: Niederlande, Belgien, Deutschland, Schweiz, Italien
Wichtige Schieneninfrastrukturprojekte:

Die Vectron von DB Cargo für Europa - I am European
Die Vectron von DB Cargo für Europa - I am European
Was für den LKW kein Problem ist, ist für Lokomotiven noch immer eine große technische Herausforderung: durchgehendes grenzüberschreitendes Fahren. Historisch bedingte, stark national ausgerichtete Entwicklungen beförderten die Entstehung einer Vielzahl technischer Einzelsysteme im Bahnbereich (z.B. unterschiedliche Zugsicherungssysteme oder Zugfunkstandards), die per se nicht oder kaum kompatibel sind.

Das führt dazu, dass es im grenzüberschreitenden Schienengüterverkehr zu Lokwechseln kommt. Der Einsatz mehrsystemfähiger Lokomotiven, also Loks, die die Systeme zwischen den Ländern „wechseln“ können, schafft hier Abhilfe, spart Zeit, erhöht die Qualität der Transporte und stärkt insgesamt das System Schiene gegenüber Straßentransporten.
DB Cargo AG als größte Güterbahn Europas hat im Jahr 2017 ein umfangreiches Programm zur Beschaffung neuer Mehrsystem-E-Loks angestoßen. 100 Loks der Baureihe 193 Vectron MS (BR 193) werden vom Lieferanten Siemens in verschiedenen Länderpaketvarianten durch DB Cargo angeschafft. Wir haben 2017 und 2018 insgesamt 60 der Lokomotiven erhalten, mit den Länderpaketen Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Niederlande. Seit dem Fahrplanwechsel 2018 /2019 verkehren damit erstmals DB Cargo Züge durchgehend ohne Lokwechsel beispielsweise von Rotterdam nach Verona. Ab 2020 werden diese zusätzlich das Länderpaket Belgien erhalten.

40 weitere Vectrons wurden in diesem Jahr bestellt, über 10 sind bereits ausgeliefert (eine davon ist nun „europäisch beklebt). 20 Lokomotiven erhalten die Länderpakete Deutschland, Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn sowie Niederlande. Diese Loks werden ab 2021 zusätzlich die Länderpakete Belgien und Kroatien erhalten. 20 Lokomotiven, die sowohl die Länderpakete Deutschland, Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Niederlanden, sowie zusätzlich schon bei Auslieferung die Länderpakete Kroatien, Slowenien und Italien installiert haben.


Europa in der DB: Sabine Hazard
Europa in der DB: Sabine Hazard
Europäerin aus Liebe – im wahrsten Sinne des Wortes. Bei Zugchefin Sabine Hazard trifft das zu. Was sie außerdem mit Europa verbindet, was sie an ihrem Beruf so liebt und warum für sie die Arbeit im deutschfranzösischen Verkehr aufregender ist als Fernsehen, das erzählt sie im Video.
Die gebürtige Französin verliebte sich gleich bei ihrem ersten Besuch in Deutschland. Seit 30 Jahren lebt sie schon hier. Beruflich ist die 56-Jährige aber noch oft in ihrer alten Heimat: Als Zugchefin im Frankreich-Verkehr zwischen Frankfurt und Paris/Marseille kann sie ihre Familie regelmäßig in Paris besuchen. Von dort bringt sie ihren Kindern gerne französische Süßigkeiten mit.

„In Europa zu Hause“: S-Bahnen im Europa-Design unterwegs
„In Europa zu Hause“: S-Bahnen im Europa-Design unterwegs
Die S-Bahnen der DB zeigen Flagge: In Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und im Rhein-Main-Gebiet sind ausgewählte Fahrzeuge mit Europa-Logo unterwegs. Die Botschaft: Wir sind in Europa zu Hause.
„S-Bahnen sind Teil der europäischen Eisenbahnerfamilie“
Die Europawahl steht vor der Tür – daran erinnern auch einige Fahrzeuge der Metropol-S-Bahnen der Deutschen Bahn. Im Europa-Design rollen sie durch die deutschen Großstädte Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und das Rhein-Main-Gebiet. Mit dem Schriftzug „In Europa zu Hause“ bekennt sich die DB zu den Ideen und Werten der Europäischen Union.
„Rund vier Millionen Fahrgäste sind täglich mit einer unserer Metropol-S-Bahnen unterwegs. Das ist mehr als die Hälfte aller Reisenden im Nah- und Fernverkehr“, verrät Andreas Schilling, Vorstandsbeauftragter Marketing DB Regio. „Diese Plattform wollen wir nutzen und zeigen, dass auch die S-Bahnen Teil der europäischen Eisenbahnerfamilie sind.“
Zum Teil sind die S-Bahnen auch noch mit regionalen Schwerpunkten unterwegs: So lautet der Slogan in Stuttgart „In Europa und der Region zu Hause“ und ruft damit auch zur Regionalwahl auf, die zeitgleich mit der Europawahl stattfindet. Die S-Bahn Rhein-Main animiert gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und dem Slogan „Was immer Du wählst, wähl Europa“ zur Stimmabgabe.
90 Millionen Kilometer pro Jahr
Rund 90 Millionen Trassenkilometer legen die S-Bahn-Züge in den deutschen Metropolregionen jedes Jahr zurück. Dabei halten sie rund 50 Millionen Mal an einem Bahnhof. Mehr als 6.200 Mitarbeiter sind bei den Top 5 S-Bahnen beschäftigt.
Mit Qualitätsprogrammen soll die Leistung der einzelnen S-Bahnen gesteigert werden:
- Berlin: Qualitätsoffensive mit mehr als 200 Bausteinen, zum Beispiel zusätzliche Triebfahrzeugführer und attraktivere Bahnhöfe
- Hamburg: Über 500 Millionen Euro, unter anderem für neue Züge und en Ausbau der Werkstätten
- München: Vollkommen überarbeitete Fahrzeuge, modernere Stationen, verbesserte Kundeninformation
- Stuttgart: Neue Fahrzeuge, WLAN in allen Zügen bis Ende 2019
- Rhein-Main: Neue Fahrzeuge, WLAN in allen Zügen bis Ende 2019
Wussten Sie schon...
...dass wir 150 Ziele im europäischen Ausland direkt von Deutschland aus anfahren?
Die Verbindung München–Berlin ist ziemlich wichtig, von Frankfurt nach Dresden fahren jeden Tag viele hundert Menschen. Aber wir denken noch weiter und bieten Ihnen direkte Zugverbindungen in 150 europäische Städte in 12 Ländern.


Europäische Bahnchefs: "Für ein offenes, vereintes Europa!"
Europäische Bahnchefs: "Für ein offenes, vereintes Europa!"
Acht Vorstandschefs europäischer Bahnen, darunter auch Richard Lutz, rufen in der Wochenzeitung "Die Zeit" sowie in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der "Süddeutsche Zeitung" die Leser zur Teilnahme an der Europawahl auf. Lesen Sie hier den kompletten Aufruf:
(Hier finden Sie die Anzeige zudem als PDF zum Download.)


ICE-Taufe in Brüssel: Ab heute rollt ‚Europa/Europe‘ durch Europa
ICE-Taufe in Brüssel: Ab heute rollt ‚Europa/Europe‘ durch Europa
Ab heute verbindet der frisch getaufte ICE ‚Europa/Europe‘ die beiden europäischen Städte Frankfurt am Main und Brüssel. Bis zu sieben Mal pro Tag und Richtung pendelt der Zug zwischen den beiden Metropolen – über die Landesgrenze hinweg, umweltfreundlich und komfortabel.
Aus Rot wird Blau
Seinen Namen trägt der Europa-Zug (ein ICE 3 der Baureihe 406) stolz am ersten und letzten Zugwagen – beidseitig natürlich. Auch die Farbe seines markanten Streifens tauschte er: von Bahn-Rot zu Europa-Blau.
„Bahnen sind Botschafter der europäischen Idee“
Erst im April hat die DB ihr tägliches Angebot zwischen Frankfurt und Brüssel erweitert: Unter der Woche gibt es eine zusätzliche Verbindung: Alle zwei Stunden rollt jetzt ein ICE zwischen den beiden europäischen Städten, bis zu sieben Mal pro Tag und Richtung.
„Mit unseren grenzüberschreitenden Verbindungen bringen wir die Menschen Europas Tag für Tag zusammen. Damit sind die Bahnen Botschafter der europäischen Idee. Mobilität und Logistik sind die Lebensadern unserer Gesellschaft“, verkündet DB-Chef Richard Lutz feierlich bei der Taufe von ‚Europa/Europe‘ in Brüssel.

ICE-Taufe in Brüssel: Volker Timmermann, Geschäftsträger der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland beim Königreich Belgien, Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der DB, Sophie Dutordoir, Vorsitzende des Vorstands der Belgischen Eisenbahnen (SNCB), François Bellot, belgischer Minister der Mobilität, Maroš Šefčovič, Vize-Präsident der Europäischen Kommission und Johann Metzner, Leiter EU-Konzernrepräsentanz der DB AG (v.l.n.r.).